Noch laufen die letzten Arbeiten auf dem ehemaligen Gutshof in Wendessen. Ab Juli sollen dann bis zu zehn Gäste in ihrer letzten Lebensphase im „Hospiz im Gutspark“ versorgt und umsorgt werden. Auf Einladung des Hospizvereins Wolfenbüttel e.V. haben Mitglieder der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) Wolfenbüttel vor der Eröffnung hinter die Kulissen geschaut. Im Rahmen ihres Jahresauftaktempfangs im Januar 2023 wurden in einer privaten Tombola rund 4.000 Euro zur finanziellen Unterstützung von Wolfenbüttels erstem stationären Hospiz gesammelt. „Die Arbeit des Hospizvereins ist für die Region Wolfenbüttel von unschätzbarem Wert – eine Arbeit, die in großen Teilen von bürgerschaftlichem Engagement getragen ist – von Geld- und Zeitspenden. Ich habe große Hochachtung vor dem, was der Verein mit den ambulanten Angeboten bereits seit 18 Jahren leistet, und freue mich im Namen aller MIT-Mitglieder, dass hier in Wendessen nun zusätzlich ein stationärer Ort für die Begleitung schwerstkranker Menschen realisiert werden konnte“, so MIT-Schatzmeister Wolfgang Gürtler.

Große Fensterfronten und Glastüren, die die Räume in ein natürliches Licht tauchen, funktionale Räumlichkeiten mit extra breiten Durchgängen, um Krankenbetten auf die Terrasse zu schieben, ein wohnlicher Aufenthaltsraum mit Klavier und einem großen Tisch, an dem sich alle wie in einer Wohngemeinschaft treffen können: In dem viergeschossigen Bau mit insgesamt ca. 1.700 Quadratmetern hat der Hospizverein Wolfenbüttel e.V. zahlreiche liebevolle Details versucht zu realisieren. „Wir nennen die Menschen bewusst Gäste und nicht Patienten. Hier möchten wir ihnen ein würdevolles Leben ermöglichen. Es geht nicht um den Tod, sondern um das Leben“, unterstrich Geschäftsführer Florian Cacalowski. „Das ist der Geist des Hauses!“. Gemeinsam mit den Vorstandsmitgliedern Werner Schilli und Ulrike Jürgens führte Cacalowski die Besucher durch das Gebäude und gab einen Überblick, wie das künftige „Hospiz im Gutspark“ schwerstkranken Menschen, die keine Aussicht auf Heilung haben, ihren letzten Abschnitt des Lebens so lebenswert wie irgend möglich gestalten möchte.

„Eine aufregende Zeit liegt hinter uns – und neue Aufgaben liegen vor uns“

So idyllisch der Standort in Wendessen auch wirkt, während des Bauprozesses gab es einige Herausforderungen, die der Hospizverein meistern musste – mit Erfolg, wie Jürgens stolz bilanzierte. Das ehemalige Gutshaus war seit 2001 im Besitz der Stadt Wolfenbüttel und stand nach dem Auszug der Familie Seeliger seit 2017 leer. „Ein glücklicher Umstand, dass die Stadt uns das Gebäude im Erbbaurecht anbot. Doch dann kam die Pandemie mit ihren Einschränkungen und Verzögerungen. Und als wir die überstanden hatten, folgte der Krieg in der Ukraine mit all den Konsequenzen, wie den explodierenden Preisen für Energie und Baustoffe“, erklärte Jürgens den Besuchern. Die Lücke zwischen dem finanziellen Grundstock einer Wolfenbütteler Familie und den Baukosten wurde größer und größer. Also alles auf null und das Projekt beenden? Das kam für den Hospizvorstand nicht in Frage. „Wir haben uns den Stiftungen, Unternehmen und privaten Spendern sowie den Menschen in Stadt und Landkreis Wolfenbüttel verpflichtet gefühlt“, so Jürgens. Und Dagmar Ammon, seinerzeit ebenfalls im Hospizvorstand, ergänzte: „Wir waren sicher, dass die Wolfenbütteler uns bei der Finanzierung nicht im Stich lassen.“

Der Verein ließ das marode Nebengebäude abreißen und integrierte einen Neubau mit Treppenhaus und Bettenaufzug an den Bestandsbau. Über den Aufzug können Menschen in ihrem Bett auf eine der beiden großen Terrassen und sogar in den Garten geschoben werden. Auch an die Angehörigen wurde gedacht: Sie können entweder mit im Zimmer übernachten oder das Besucher-Appartement in Anspruch nehmen. Ideen, Hinweise und Inspirationen habe sich der Vorstand laut Jürgens in anderen Hospizen in ganz Niedersachsen geholt.

„Hospizarbeit ist bürgerschaftliches Engagement“

Künftig werden sich im „Hospiz im Gutspark“ 29 hauptamtlich Mitarbeitende in verschiedenen Bereichen um bis zu zehn Menschen kümmern, die zeitnah an ihrer Krankheit sterben werden. Der Hospizverein selbst ist laut Cacalowski mit seinen fünf Mitarbeiterinnen und den ambulanten Aufgaben bereits am 1. Juni in das HospizZentrum Wolfenbüttel eingezogen. „Von hier aus werden wir künftig alle Angebote von der Sterbe- bis hin zur Trauerbegleitung zentral organisieren. So können wir uns noch besser auf den Unterstützungsbedarf der Schwersterkrankten und ihrer Angehörigen einstellen“, so Cacalowski.

Die Besucher erfahren: Um eine warmherzige, fürsorgliche und würdevolle Begleitung zu ermöglichen, ist das Hospiz kontinuierlich auf Spenden angewiesen. „Unsere Gäste wohnen hier komplett kostenlos“, unterstrich Cacalowski. Laut dem Geschäftsführer werde für jedes Hospiz in Niedersachsen mit der Krankenkasse ein individueller Versorgungssatz verhandelt, der gleichermaßen für alle Gäste gilt. Es bleibe aber eine finanzielle Lücke. „Der Tagessatz deckt im Schnitt maximal 95 Prozent der Kosten ab. Das Defizit müssen wir über Geld- und Zeitspenden reinbekommen“, so Cacalowski.

Auch für die ambulanten Angebote des Vereins werden fortwährend Spenden benötigt. Zwar wird die Begleitung erkrankter Menschen zu Hause sowie von trauernden Menschen ehrenamtlich geleistet. Dennoch entstehen Kosten, die nur in Teilen oder – im Falle der Trauerarbeit – überhaupt nicht von den Krankenkassen übernommen werden.

Mit Ihrer Spende können Sie die Hospizarbeit in Wolfenbüttel nachhaltig unterstützen:

Spendenkonto für die „Hospiz im Gutspark gGmbH“
DE57 2505 0000 0202 0984 71

Spendenkonto für den Hospizverein Wolfenbüttel e.V.:
DE16 2505 0000 0151 8233 33


Text: Daniel Westphal
Bilder: Philipp Ziebart

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