Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung hatte Mitgliederversammlung: MIT besuchte Schlangenfarm in Schladen
Schladen. Jürgen Hergert ist bekannt wie ein bunter Hund: in Schladen, im Landkreis, in Deutschland und der Welt. Zählt man die Schlangenfarm-Bewohner dazu, hat Schladen wohl noch weit mehr. Die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung Wolfenbüttel (MIT) schaute bei ihm vorbei und zeigte sich auch begeistert von seiner Biografie. 1980 eröffnete der gelernte Maschinenbauingenieur die größte Ausstellung Europas dieser Art. „1.300 exotische Tiere leben hier“, sagte der 77-Jährige. Etwa 25.000 Besucher empfängt er jährlich mit Ehefrau Kirsten. Berühmt wurde Hergert durch zwei Weltrekorde: In Schladen lebte er 90 Tage und in Florida 100 Tage auf engstem Raum mit Giftschlangen. Neugierig, aber mit dem nötigen Respekt schauten sich die MIT-Mitglieder die Terrarien an. 58 Schlangenarten hält er, davon sind 48 giftig. Viele weitere Tiere wie Spinnen, Skorpione und ein Krokodil leben dort. Hergert: „Schlangen fühlen mit ihrer Zunge.“ Bis zu 30 Jahre alt können sie werden. Nachwuchs hat er indes auch schon mit seinen Mitarbeitern gezüchtet.
Natürlich wollten die Sympathisanten des Mittelstandes wissen, woher diese einmalige Liebe zu den Tieren stammt. Durch seinen alten Job in der Baubranche kam er viel herum. Fast 30 Jahre verbrachte er in Afrika, lebte auch bei Indianern. Dort sprang der Funke über. Schließlich folgte ein Zoologie-Studium und die grobe Skizze seines Planes. Bei Pharmaherstellern fragte er nach, woher das Schlangengift bezogen wird, das für viele Arzneimittel benötigt wird. „Bis zu der Zeit kam alles aus dem Ausland“, beschrieb Hergert eindrucksvoll. Jetzt sei er noch einer der wenigen Menschen auf der Welt, der das Melken von Giftschlangen gelernt hat. „30 Prozent – rund 20 Gramm – des jährlichen Weltbedarfs steuern wir heute bei.“ Für Rheumaprodukte und Krebsmittel brauche man das Protein.
Fünf Schlangenbisse zählte er schon. Im Jahr 2000 die Schreckensmeldung: Die hochgiftige schwarze Mamba biss bei Routinearbeiten zu. Dabei entging er nur knapp dem Tod. Ein Antiserum spritzte er sich noch selbst, Christoph 30 flog ihn nach Hannover. „Keiner kann sich vorstellen, was das für ein Schmerz war. Mehrere Herzstillstände und kompletter Blutaustausch folgten“, erzählte er. Keiner der Ärzte habe noch an eine Genesung geglaubt. „Ich bin vermutlich der einzige auf der Welt, der ‚das‘ überlebt hat.“ Seitdem feiere er zwei Geburtstage. Die Liebe zu den Tieren blieb unverändert.
Letztlich berichtete Jürgen Hergert, dass er zum 31. Dezember in die zweite Reihe treten möchte. Seine vier Mitarbeiter bildete er persönlich aus. „Sie sollen die Nachfolge antreten.“ Mit 77 Jahren wolle er seinen Ruhestand einleiten und sich anderen Projekten widmen – welche, ließ er offen.
MIT-Vorsitzender Holger Bormann eröffnete später im Restaurant die Mitgliederversammlung und freute sich, dass auch Ehrenvorsitzender Heinz Dieter Eßmann und Landtagsvizepräsident Frank Oesterhelweg dabei waren. Dem Schlangenbesitzer dankte er mit einer Flasche Jägermeister.
Bormann berichtete über bisherige Aktionen. So besuchte MIT die Stadtwerke Wolfenbüttel und die Werbemittelfirma Moynd GmbH. Es gab Vorträge der Dachdeckerei Marske und Heizungsbau König zur energetischen Sanierung. Das Reisebüro Schmidt fuhr alle zum Obsthof Molks nach Evessen und danach ins Reitling zum Spargel- essen. MIT on Tour hieß es auch, als der Landtag in Hannover besucht wurde. Beeindruckt zeigten sich die Mitglieder bei der Gärtnerei Lehnhoff in Werlaburgdorf und dem anschließenden Spanferkel- essen. Im August besichtigten sie die Landesmusikakademie und hörten ein Konzert. Und zuletzt fuhren alle nach Braunschweig zur Firma i-unit Intelligence Unit Consulting GmbH und diskutierten über aktuelle Themen.
Der Vorsitzende verkündete auch schon die nächsten Termine: Das traditionelle Braunkohlessen soll am Freitag, 30. November, im MTV-Club-Center in Wolfenbüttel stattfinden (18.30 Uhr). Zudem bat Bormann, sich schon jetzt den Neujahrsempfang am Freitag, 11. Januar, vorzumerken.
Schatzmeister Hans-Jürgen Weidner verlas anschließend sein Zahlenwerk. „Wir haben 212 zahlende Mitglieder“, erklärte er und begründete auch die Beiträge an den Landesverband. Kassenprüfer Mike Hübner bestätigte darauf die vorbildlichen Kontierungen und Zuordnungen, sodass die einstimmige Entlastung des Vorstands folgte. Achim Werner löste Harald Borm als Kassenprüfer ab. Nächster Tagesordnungspunkt war die Etatplanung für 2019, die Hans-Jürgen Weidner erläuterte und die Versammlung einstimmig annahm.
Zum Schluss erklärte Hergert seine Intuition, warum er der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung vor vielen Jahren beitrat: „Wir sind innerhalb unseres Netzwerks füreinander da und helfen. Meine Interessen werden hier vertreten. Das macht unser schönes Wolfenbüttel als größter gemeinsamer Arbeitgeber stark!“ Schließlich eröffnete Hergert das reichhaltige Büfett und leitete mit Bormann zum geselligen Teil über. mk